Es kann immer wieder vorkommen, dass dein Baby nicht in der Tragehilfe oder im Tragetuch getragen werden will. Du hast deine neue Tragehilfe ausgepackt und möchtest sie sofort mit deinem Baby ausprobieren. Und dann läuft es nicht so wie ihr es euch vorgestellt habt: Die Trage hast du angelegt, dein Baby da irgendwie reinbekommen, aber es sitzt alles schief und noch unbequem. Die Tragehilfe ist nicht richtig eingestellt oder dir fehlt die Übung beim Anlegen des Tragetuches. Dein Baby weint und ihr seid beide unzufrieden. Eine häufige Reaktion, die ich dann erhalte: „Tragen ist nichts für uns“ oder "Mein Baby mag nicht getragen werden."
Solche Situationen erlebe ich selbst in der Trageberatung recht häufig: Die Eltern sind aufgeregt. Sie wollen natürlich alles richtig machen und haben an sich und häufig unbewusst auch an das Baby zu hohe Ansprüche. Es soll sofort leicht von der Hand geben – mit dem Anlegen der Tragehilfe bzw. mit dem Binden des Tuches. Schließlich wird man ja angeleitet. Im besten Fall ist das Baby umgehend zufrieden in der Tragehilfe oder auch im Tragetuch und schläft ein. Leider ist es oftmals nicht so. Die Aufregung und das Unwohlsein der Eltern überträgt sich auf die Babys und die sind mit dem Zustand der Eltern überfordert. Außerdem ist jemand Fremdes zu Besuch und muss genau beobachtet werden. Das erfordert Geduld und Einfühlungsvermögen für die Situation.
In einer Trageberatung kann ich euch zeigen, wie ihr euer Baby sicher in das Tragetuch oder eine Tragehilfe bekommt. Allerdings solltet ihr anschließend einige Male in Ruhe üben. Dann könnt ihr das Tragen als bindungsstärkende Kuschelzeit empfinden, die euch in einigen Momenten auch den Alltag erleichtert.
Unpassende Kleidung
Auch erfahrenen Trageeltern passiert es immer mal wieder, dass ihre Babys nicht getragen werden wollen. Zu warme oder unbequeme Kleidung können ein Grund dafür sein, dass sich das Baby in der sonst geliebten Tragehilfe oder im Tuch unwohl fühlt. Überprüft daher immer wieder die Temperatur eures Babys in seinem Nacken. Jede Tuchband der Tragehilfe bzw. des Tuches ersetzen eine dünne Kleidungsschicht. Zieht eurem Baby bspw. lieber eine Pumphose statt eines Stramplers an.

Um ein Gefühl dafür zu entwickeln, könnt ihr unter der über den Rücken ausgebreitete Kopfstütze die Temperatur erfühlen. Dort spürt ihr, wie warm es auf dem Rücken unter einer Tragehilfe werden kann.
Auch sollte eurem Baby seine Kleidung gut passen. Wenn sie unnötig Falten unter dem Tragetuch oder der Tragehilfe wirft, kann es Druckstellen verursachen und sich sehr unangenehm anfühlen.
Verwendete Tragehilfe:
Eingeschränkte Sicht
In den ersten Lebensmonaten könnt ihr mit eurem Baby in der Tragehilfe bzw. im Tragetuch die Welt zusammen entdecken. In der Zeit werden sie vermutlich die meiste Zeit schlafen, während ihr den täglichen Spaziergang oder kleinere Erledigungen macht. Wahrscheinlich werdet ihr dankbar sein, eine Tragehilfe bzw. ein Tragetuch nutzen zu können, wenn sich euer Baby gerade nicht ablegen lassen möchte, weil es ganz dringend eure Nähe und Wärme benötigt. Mit dem Tragetuch und der Tragehilfe seid ihr trotzdem flexibel und habt die Hände frei während euer Baby ganz dicht bei euch ist.
Aber von einem auf den anderen Tag ist euer Baby unzufrieden in der Trage. Es ist mit der Zeit länger wach und versucht durch Drehen des Kopfes und Oberkörpers mehr zu sehen. Hier kann es helfen, wenn ihr vom Tragen vor dem Bauch zum Tragen auf der Hüfte oder auf dem Rücken wechselt. Viele Tragehilfen und natürlich auch das Tragetuch bieten diese Möglichkeiten.

Auf dem Rücken tragt ihr euer Baby ein Stück höher als vor dem Bauch. So kann euer Baby euch über die Schulter gucken. Bei Tragen auf der Hüfte bietet ihr eurem Baby ebenfalls die Möglichkeit, dass es die Blickrichtung mit euch teilen kann. Trotz der veränderten Trageweise wird das Baby immer noch zu euch gewandt getragen und hat – entgegen dem vorwärts gerichtetem Tragen – weiterhin die Möglichkeit sich vor Reizüberflutung zu schützen. Es kann sein Gesicht in eurer Schulter oder hinter eurem Nacken verstecken und sich so vor zu vielen Reizen schützen.
Verwendete Tragehilfe: Ruckeli Full-Buckle *
Bewegungsdrang
Wenn die Babys älter werden und die Welt auch selber entdecken wollen, kann es vorkommen, dass sie nicht getragen werden wollen. Sie wollen ihrem Bewegungsdrang ausleben und ihre eigenen Wege finden. Häufig werden ab dem beginnenden Laufalter die gemeinsamen Tragemomente immer weniger und die Kinder wollen dann meist nur noch getragen werden, wenn sie müde werden oder das Bedürfnisse nach Nähe und Geborgenheit sich meldet.
Wenn ihr weiterhin die Kraft dazu habt, euer Kind über das Krabbelalter hinaus zutragen, dann macht das sehr gern. Es wird euch leichter fallen, euer Baby über ggf. längere Zeit in einer Tragehilfe als auf dem Arm zu tragen.
Bedürfnis nach Ausscheidung
Dem Ausscheidungsbedürfnis der Babys wird im Zusammenhang mit dem Tragen häufig nicht genug Beachtung geschenkt. Zu diesem Thema wurden schon viele Bücher geschrieben und man müsste eigentlich einen separaten Beitrag dazu schreiben. Wenn ihr gern mehr zu diesem Thema erfahren wollt, schreibt es gern in die Kommentare. Außerdem kann ich euch das Buch „Es geht auch ohne Windeln!“ (https://amzn.to/3FGonym *) empfehlen.
In den meisten Fällen ist es so, dass die Babys während das Tragen nicht ausscheidet. Sie sitzen in ihrem „Nest“, dass sie nicht beschmutzen wollen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, zu erkennen, wann euer Baby ausscheiden möchte, nehmt es kurz aus der Trage oder dem Tuch heraus. Gebt ihm die Möglichkeit sich zu erleichtern – am besten natürlich windelfrei – und nehmt es anschließend gern wieder in die Trage oder ins Tuch.
Körperliche Einschränkungen
Häufig passiert es, dass die Babys je nach Ablauf der Geburt kleine Blockaden entwickeln, die das Tragen zu Beginn der Säuglingszeit erschweren. Hier ist es empfehlenswert, mit dem Arzt Rücksprache zu halten, inwieweit diese Beschwerden dem Tragen entgegenstehen bzw. diese Beschwerden behoben werden können. Häufig reichen ein bis zwei Behandlungen bei einem Kinder-Osteopathen oder Orthopäden aus und das Problem ist behoben. In den meisten Fällen erleichtert das auch das Tragen in der Tragehilfe bzw. im Tragetuch.
Ich bekomme auch viele Fragen zum Thema Tragen und Hüftdysplasie. Hier gibt es einige Möglichkeiten, die Kinder auch mit einer Hüftdysplasie zu tragen. Dieses Thema ist jedoch sehr speziell und sollte in enger Abstimmung mit den behandelnden Ärzten erfolgen.
Die Einstellung zum Tragen
Zu guter Letzt spielt natürlich die Einstellung zum Tragen eine sehr große Rolle für eine schöne gemeinsame Tragezeit. Das Baby spürt sehr genau, ob es gern und mit Freude im Tuch getragen wird. Negative Schwingungen nimmt es sofort wahr und fühlt sich in der nahen Situation häufig dann auch unwohl.
Falls ihr also das Gefühl habt, dass ihr vom Tragen mit der Tragehilfe oder dem Tuch nicht 100 %-ig überzeugt seid oder vielleicht einfach noch nicht das richtige Modell für das absolute Wohlbefinden gefunden habt, dann kommt gern auf mich zu. Ich habe ein großes Sortiment an Tragehilfen und Tüchern in meinem Beratungskoffer und helfe euch gern weiter.
Liebe Grüße
Eure Claudia
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